Das Mehrschlaufen-Lernen gemäss Chris Argyris und Donald Schön beabsichtigt, ein produktives Lernen zu ermöglichen. Es beinhaltet sich mit seinen Wertvorstellungen und seinen grundsätzlichen Annahmen auseinanderzusetzen. Es erfordert die Bereitschaft von einem Einzelnen respektive von einer Organisation Kultur und mentale Pläne zu verändern.
Drei Waldbilder zeigen, wie ein Förster anhand drei unterschiedlicher Erfahrungen auf jeweils drei verschiedene Arten lernt.
Single-loop learning
Der Förster beobachtet, dass sich die vor vierzig Jahren angepflanzten Fichten schlecht entwickeln. Aus der Rinde fliesst ein milchiger Schleimfluss. Der Stammfuss der erkrankten Fichten ist sehr breit. Solche Stämme produzieren kein wertvolles Holz mehr. So fällt er diese Fichten.
Er erkennt, dass dieser Standort für die Fichte ungeeignet ist. Um wieder Fichten grossflächig anzupflanzen, würde er für die Standortswahl die Eigenschaften des Bodens beachten. Er erkennt somit den Unterschied zwischen seiner beabsichtigten Handlung und dem effektiven Ergebnis.
Double-loop-learning
Der Förster pflegt seine Wälder so, dass etappenweise auf verschiedenen Flächen dicke und qualitativ hochwertige Bäume heranwachsen. Das ermöglicht ihm, alle wertvollen Bäume auf einer Fläche zur gleichen Zeit zu entnehmen. In dieser Art und Weise bewirtschaftet er den Wald, bis ein gewaltiger Sturm viele der gut gepflegten und qualitativ bereits hochwertigen Bestände zerstört. Seine Investition war vergeblich.
Heute bewirtschaftet er seinen Wald mit dem Ziel, eine Durchmischung mit verschiedenen Baumarten und Altersstufen auf einer Fläche zu erreichen. Das führt zu vielfältiger aufgebauten Waldflächen. Die Stabilität der Bestände verbessert sich. Das wirtschaftliche Risiko verteilt sich auf den gesamten Wald.
Das Sturmereignis änderte sein Verhalten. Er berücksichtigt nun mehr die natürlichen Abläufe im Wald. Er beobachtet, welche Bäume sich durchsetzen und fördert diese gezielt. Wenn er einen Baum entnimmt, entsteht mehr Raum für jüngere Bäume. Der Wald wird stufiger und viefältiger an Baumarten.
Indem er sein Verständnis änderte, wechselte er seine Art der Bewirtschaftung. So nimmt er nicht nur das veränderte Ergebnis wahr, sondern reflektiert den Prozess und seine Annahmen des Handelns. Er entwickelte seine Haltung.
Deutero-learning
Indem der Förster seine Bewirtschaftungsweise ändert, erkennt er die Vorzüge einer stufigen Bewirtschaftung mit unterschiedlichen Baumarten. So verjüngen sich auf natürliche Weise Bäume in kleinen Lichtkegeln, ohne dass Pflanzungen nötig sind. Das Nahrungsangebot an Knospen und jungen Pflanzen für Rehe erhöht sich. Dadurch reduziert sich stellenweise das Risiko, dass durch den Knospenverbiss der Rehe gar keine jungen Bäume aufkommen. Die Waldbestände werden stabiler. Das wirtschaftliche Risiko verteilt sich, da an vielen Stellen im Wald jeweils einige qualitativ wertvolle Bäume nachwachsen.
Der Förster lernt anhand einer neuen Bewirtschaftungsweise, die Abläufe im Wald anders wahrzunehmen. Indem er Neues lernt, wird er sich über das Alte bewusst. So lernt er durch die Reflexion wieder Neues. Es ist ein Lernen aus dem Lernen.